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Menschen in einere urbanen Umgebung

Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland – Begleitforschung des Bundes

Bei dem Begriff „Regiopole“ handelt es sich um einen recht neuen Begriff, der erst in den 2000er-Jahren in die raumordnungs-politische und planungswissenschaftliche Debatte eingeführt worden ist. Mit ihm werden kleine und mittelgroße Großstädte bezeichnet, die als regionale Entwicklungsmotoren außerhalb von Metropolregionen fungieren. Sie besitzen eine herausgehobene Bedeutung für ein größeres Umland und haben eine wichtige Funktion als Standortraum der Wissensgesellschaft.

Die Ministerkonferenz für Raumordnung hat mit den 2016 beschlossenen „Leitbildern und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland“ erneut die Weiterentwicklung der Metropolregionen als wesentliche Aufgabe zur Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit identifiziert. Gleichzeitig wurde explizit auf die Bedeutung von „Regiopolen“ als Wachstums- und Innovationskerne außerhalb der Metropolregionen hingewiesen, die ebenfalls einen erheblichen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leisten und wichtige Entwicklungs- und Versorgungsfunktionen für ihre Verflechtungsbereiche übernehmen. Parallel zu diesem Diskurs gründete sich 2016 das Deutsche RegioPole-Netzwerk mit sieben, nunmehr acht Großstädten.

Das Projekt „Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland“ ist zweiteilig aufgebaut. Die Mitglieder des Deutschen RegioPole-Netzwerks bearbeiten unterschiedliche thematische Schwerpunkte im Bereich der Infrastrukturentwicklung. Gleichzeitig installierte der Bund eine Begleitforschung. Die Begleitforschung des Bundes reflektiert die Grundidee der Regiopolen im Kontext neuer Herausforderungen, stellt Beitrag und Mehrwert des Konzepts im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung zur Diskussion und erarbeitet Empfehlungen für eine mögliche Verankerung im raumordnungspolitischen Rahmen des Bundes, der Länder und der Regionen. Die empirische Basis hierzu liefern einerseits eigene Analysen und Recherchen, andererseits die Ergebnisse, die die Mitglieder des Netzwerks im Rahmen des geförderten Projekts erzielen. Die Begleitforschung begleitet bzw. berät darüber hinaus die Netzwerk-Partnerinnen und Partner im Rahmen von Netzwerktreffen und bilateralen Gesprächen zu inhaltlichen sowie analytischen Fragen.

Empirische Analysen der Begleitforschung

Nach ersten Untersuchungen zur Funktionalität von Regiopolen und Regiopolregionen in Deutschland von Aring/ Reuther im Jahr 2008 führt die Begleitforschung eigene empirische Analysen zum Mitversorgungs- und Innovationspotenzial von potenziellen Regiopolen durch. Ziel ist, die Ausprägung dieser Potenziale von Regiopolen bzw. Regiopolregionen in Unterscheidung zu Oberzentren und Metropolen sowie deren Verflechtungsbereichen zu ermitteln. Die ersten statistischen Untersuchungen fokussierten sich auf deutschlandweit verfügbare Indikatoren, die im weiteren Projektverlauf vertieft werden. Für die oberzentrale Versorgungsfunktion wurden beispielsweise Krankenhäuser der höheren Versorgungsstufen, hochrangige Verwaltungseinrichtungen wie Gerichte oder Shoppingcenter herangezogen. Die metropolitane Innovationsfunktion wird u. a. über Hochschulen, TOP-Banken und -Unternehmen abgebildet.

Die Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR) des BBSR unterscheidet auf Gemeindeebene insgesamt 17 verschiedene Typen; von der Metropole bis zu kleinstädtisch, dörflichen Räumen in ländlichen Regionen. Innehrhalb der sog. „regiopolitanen“ Stadtregionen findet sich zudem die Kategorie der Regiopole wieder (vgl. BMVI 9.12.2021). Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass es neben den in der RegioStaR-Typologie identifizierten Regiopolen weitere Städte mit weniger als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt, die eine vergleichbare Funktionalität aufweisen. Darüber hinaus zeigen die vorläufigen Befunde unterschiedliche Ausprägungen bzw. Schwerpunkte in der Funktionalität innerhalb des Feldes der potenziellen Regiopolen. Diese unterscheiden sich mitunter deutlich (vgl. Abbildung 1): Beispielsweise besitzen die sogenannten „Multifunktionalen“ sowohl ein überdurchschnittliches Mitversorgungspotenzial als auch ein überdurchschnittliches Innovationspotenzial für ihre Region. Dagegen weisen die „Spezialisten“ im Schwerpunkt entweder ein überdurchschnittliches Mitversorgungs- (a) oder Innovationspotenzial (b) auf.

Grafik: Unterschiedliche Typen von Regiopolen mit jeweils typischen Merkmalskombinationen
Quelle: Begleitforschung 2021

Abbildung 1: Unterschiedliche Typen von Regiopolen mit jeweils typischen Merkmalskombinationen

Fachforum „Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland“

Im Projektzusammenhang führt die Begleitforschung gemeinsam mit BMI und BBSR größere Fachveranstaltungen durch. Diese richten sich an die breite Fachöffentlichkeit sowie an Interessierte aus Wissenschaft und Forschung wie auch Vertreterinnen und Vertreter anderer potenzieller Regiopolen bzw. Regiopolregionen. Ziel ist es, einen Austausch der Akteure – zu aktuellen Untersuchungsergebnissen und Erkenntnissen aus dem Projekt „Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland“ sowie zu Erfahrungen aus den Regionen und Städten – zu fördern.

Am 29. November 2021 fand das erste Fachforum „Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland: ein Mehrwert für Regionen und ihre Städte“ als Online-Konferenz statt. An der Veranstaltung nahmen rund 120 Vertreterinnen und Vertreter der Landesplanung und der Regionalplanung sowie Verwaltungsspitzen und Vertreterinnen und Vertreter der Stadtplanung von Städten mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern teil.

Im Fokus der Veranstaltung standen das Regiopol(regionen)konzept sowie der Mehrwert, der dadurch für die Region entstehen kann. Die Begleitforschung gab einen Überblick zur Historie des Regiopolenkonzeptes und präsentierte erste Ergebnisse der empirischen Analysen sowie vorläufige Schlussfolgerungen und Thesen. Gegenstand war der Austausch über die Zwischenergebnisse und insbesondere die Frage, inwieweit das Regiopolenkonzept raumordnungspolitisch weiterentwickelt werden kann. Diskutiert wurden vor allem die Bezüge des Regiopolenkonzepts zum Zentrale-Orte-Konzept sowie zum Konzept der Metropolregionen.

Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier, erläuterte im Rahmen des Fachforums als Vertreter des RegioPole-Netzwerks dessen Ziele, Perspektiven und Projekte. In der anschließenden Podiumsdiskussion erfolgte ein Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundes-, Landes- und Regionalplanung zum aktuellen Stand des Regiopolenkonzeptes in den Ländern sowie zum konkreten Mehrwert für die Regionen.

Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse am Thema sowie an den durchgeführten Analysen bzw. den vorläufigen Ergebnissen. Die Beiträge zeigten, dass regionale Entwicklungen und die Herausforderungen vor Ort immer komplexer werden und gleichzeitig Regionen immer enger verflochten sind. Da nicht alle Aufgaben und Herausforderungen alleine gemeistert werden können, entsteht ein verstärktes Interesse an regionalen Kooperationen. Es bestätigte sich, dass regionale Kooperationen immer einen Mehrwert für alle Partnerinnen und Partner bieten müssen und dazu genutzt werden sollten, innerregionale Konkurrenzen abzubauen.

Autoren: Andrea Hartz und Eva Langenbahn (beide agl Hartz • Saad • Wendl)

Keyfacts

Die Beiträge und Ergebnisse des Fachforums werden durch die Begleitforschung ausgewertet und dokumentiert. Für das Jahr 2022 ist die Durchführung einer weiteren Fachveranstaltung geplant.

Quelle
BMVI Bundesministerium für Digitales und Verkehr, 9.12.2021: Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR).
Zugriff: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/regionalstatistische-raumtypologie.html [abgerufen am 17.12.2021]

Ein Programm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) in Zusammenarbeit mit Bild-Dokument für das Frontend