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Ansichtsbereich Bevölkerungsentwicklung

daviplan – Datentool für die regionale Daseinsvorsorgeplanung

Aufgrund der erheblichen Bedeutung für den Lebensalltag werden Fragen der Versorgung mit Daseinsvorsorgeleistungen häufig sehr emotional diskutiert: Eltern, die keinen passenden Betreuungsplatz für ihre Kinder finden, Schülerinnen und Schüler mit weiten Schulwegen oder Seniorinnen und Senioren, die kaum eine Chance haben, die benötigte Facharztpraxis zu erreichen, nehmen diese Situation häufig als erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität wahr. Eine verminderte Einsatzbereitschaft von Freiwilligen Feuerwehren kann zudem zu einem reduzierten Sicherheitsempfinden sowie zu Hemmnissen bei der Erfüllung einer zentralen kommunalen Pflichtaufgabe führen.

Nutzeroberfläche Standorte und Kapazität
Quelle: GGR/S. Buchholz

Bild: Nutzeroberfläche Standorte und Kapazität

Diese und ähnliche Herausforderungen erzeugen häufig einen erheblichen Problemdruck. Für die Planenden sowie die politisch Verantwortlichen stellen sich dabei vor allem Fragen danach , wie sich Bedarfe künftig entwickeln, Versorgungstrukturen verändern und wo dann räumliche Versorgungslücken entstehen könnten.

Um jedoch Standorte mit besonderer Bedeutung für die Flächenversorgung sowie Teilräume mit erheblichen Unterstützungsbedarfen identifizieren oder zielgerichtet über Kapazitätsanpassungen und Ausbaubedarfe entscheiden zu können, bedarf es der Zusammenführung von Daten und Informationen – die häufig an ganz unterschiedlichen Stellen vorliegen.

Bei der Erarbeitung von Entwicklungskonzepten oder Modellvorhaben werden zur Beantwortung dieser Fragen häufig verschiedene Datengrundlagen zusammengetragen und zur Bewertung der Versorgungsqualität miteinander verknüpft – in aller Regel mit Unterstützung durch externe Fachbüros.

Wie sich u. a. im Zuge der Evaluation des vom Bund geförderten „Aktionsproramm regionale Daseinsvorsorge“ deutlich gezeigt hat, mangelt es Kommunen und Regionen für eine regelmäßige Aktualisierung und Anpassung von Daten wie für eine konsequente und eigenständige Nutzung der aufgebauten Strukturen jedoch häufig an Ressourcen. Und vor allem – und das ist der Ansatz von daviplan – fehlen geeignete, nutzerfreundliche Werkzeugen dafür.

Von der modellhaften Anwendung zum Wunsch nach kontinuierlicher Nutzbarkeit

Das Netzwerk Daseinsvorsorge ist ein durch BBSR und BMI im Rahmen von MORO geförderter und fachlich unterstützter Verbund von Regionen, die einen regelmäßigen Austausch von Ideen, guten Ansätzen sowie zur Verstetigung von Prozessen zur regionalen Daseinsvorsorge pflegen. Hier ist aufgrund der beschriebenen Erfahrungen die Idee entstanden, ein nutzerfreundliches, intuitiv bedienbares Datentool zu entwickeln und umzusetzen.

Dieses soll es den Regionen einerseits erlauben, Grundlagendaten komfortabel zu pflegen und aktuell zu halten. Andererseits sollen eigengeständig Auswertungen zur regionalen Versorgungsqualität und zu den Erreichbarkeitsverhältnissen in verschiedenen Leistungsbereichen der Daseinsvorsorge erfolgen können.

Ansichtsbereich Bevölkerungsentwicklung
Quelle: GGR/S. Buchholz

Bild: Ansichtsbereich Bevölkerungsentwicklung

Dafür wurden zunächst die Anforderungen der Regionen an ein Datentool zur regionalen Daseinsvorsorgeplanung detailliert erfasst und strukturiert in einen Anforderungskatalog für die Entwicklung überführt. Dieses umfasst z.B. Ansprüche an Bedienelemente und Nutzungsoberflächen, technische Erfordernisse, die Nutzung von Schnittstellen sowie Möglichkeiten der Auswertung, Darstellung sowie Exportoptionen

Struktur und Nutzung von daviplan

daviplan wird auf dieser inhaltlichen Grundlage als nutzbares Werkzeug umgesetzt, das grundsätzlich in allen Regionen kostenlos angewendet werden kann. Interessierte Regionen installieren daviplan auf ihrem eigenen Server. Verwaltung, Steuerung und Nutzung erfolgen passwortgeschützt über einen Browser.

Den nutzenden Regionen eröffnet daviplan die Möglichkeit,

  • regionale Angebotsstrukturen – also Standorte, Leistungen und Kapazitäten für verschiedene Leistungsbereiche der Daseinsvorsorge (z.B. Kita, Schulen, Arztpraxen, Feuerwehren) – zu verwalten und kartografisch darzustellen,
  • Daten zur Bevölkerungsentwicklung – sowohl Vergangenheits- als auch Prognosedaten – als wesentliche Grundlage für kleinräumig differenzierte Abschätzungen der Versorgungsbedarfe (z.B. Kinder mit Betreuungswunsch Krippe, Anzahl der Arztkontakte) in den betrachteten Leistungsbereichen zu nutzen,
  • regionale Erreichbarkeitsauswertungen zu erstellen und in Karten darzustellen sowie
  • Bedarfe nach und Angebote in verschiedenen Leistungsbereichen der Daseinsvorsorge in unterschiedlichen Szenarien gegenüberzustellen und so die Versorgungsqualität zu bewerten.

Ein besonderes Merkmal von daviplan ist dabei die Möglichkeit, in Szenarien zu arbeiten: Welche Folgewirkungen würden sich für die Versorgungsqualität bzw. die Erreichbarkeiten ergeben, wenn Standorte wegfallen? Welche sind für die Flächenversorgung besonders wichtig? Was ist, wenn sich der Versorgungsbedarf (weiter) erhöht? Wo braucht es neue Standorte bzw. zusätzliche Kapazitäten? Dies alles sind Fragen, die bei der Diskussion um eine bedarfsadäquate Anpassung von Angebotsstrukturen eine Rolle spielen – und die mit daviplan im Zuge der Diskussion um mögliche und sinnvolle Anpassungsoptionen beantwortet werden können.

Ausprobieren in drei Regionen

Drei Regionen aus dem Netzwerk Daseinsvorsorge sind aktuell vertieft in die Realisierung von daviplan eingebunden: Der Kreis Schleswig-Flensburg, die Region SPESSARTregional sowie der Regionale Planungsverband Osterzgebirge/Oberes Elbtal arbeiten derzeit bereits testweise in jeweils zwei Daseinsvorsorgebereichen mit eigenen Daten zu Standort- und Angebotsstrukturen, regionalen Bevölkerungsdaten und Verkehrsnetzen. Die Erfahrungen der Regionen bei der Nutzung von daviplan fließen über eine Plattform sowie regelmäßige Abstimmungstermine per Videokonferenz direkt wieder in den Entwicklungsprozess zurück.

Fortlaufende Einbindung des Netzwerks Daseinsvorsorge in den Entwicklungsprozess

Ansichtsbereich Wanderungen
Quelle: GGR/S. Buchholz

Bild: Ansichtsbereich Wanderungen

Zudem besteht eine enge Anbindung an das Netzwerk Daseinsvorsorge: Bereits seit Projektbeginn erfolgt eine kontinuierliche Vorstellung und Diskussion des Projektfortschrittes im Rahmen der regelmäßigen Projekttreffen. Das Feinkonzept als wesentlicher Meilenstein für die Realisierung von daviplan wurde zudem in einem halbtägigen Workshop mit mehreren Netzwerkregionen in einer AG Datentool vertiefend diskutiert und weiterentwickelt. Die genannten Regionen, die daviplan bereits in der Entwicklungsphase ausprobieren, rekrutieren sich ebenfalls aus dem Netzwerk Daseinsvorsorge.

Lerneffekte aus dem bisherigen Entwicklungsprozess

Eine wesentliche Anforderung an daviplan besteht darin, eine komfortable und intuitive Nutzung für Anwenderinnen und Anwender mit ganz unterschiedlichen Vorerfahrungen zu ermöglichen. Bereits im Zuge des Entwicklungsprozesses artikulieren die Regionen weitere Unterstützungs- und Austauschbedarfe bei der Inbetriebnahme und Anwendung von daviplan im Regelbetrieb – über Handbücher und Anleitungen hinaus.

Die Diskussionen in der Vorbereitung der Testphase haben zudem deutlich gezeigt, dass es in den Regionen, für die eine Anwendung von daviplan grundsätzlich in Frage kommt, einer deutlichen hausinternen Fürsprache und Betonung der fachlichen Vorteile bedarf: Einerseits, damit personelle Kapazitäten für die Grundeinrichtung und erstmalige Datenversorgung zur Verfügung gestellt werden. Andererseits, um auch Abteilungen, für die daviplan erst einmal Mehrarbeit bedeutet (z.B. IT), im Prozess mitnehmen zu können.

Vonseiten der an den Diskussionen beteiligten Regionen wurde bereits der Wunsch artikuliert, daviplan perspektivisch in Richtung eines Komplettsystems mit erweitertem Funktionsumfang fortzuentwickeln (z.B. Einbindung von ÖPNV-Daten über Schnittstellen, Erstellung von Bevölkerungsprognosen innerhalb von daviplan).

Was ist bis zur Fertigstellung nun noch zu tun?

Parallel zur Durchführung der Testphase erfolgt die Fertigstellung der Programmierung der vorgesehenen Funktionalitäten von daviplan. Die Rückmeldungen der Regionen, die daviplan bereits mit eigenen Daten ausprobieren, fließen unmittelbar in die Finalisierung von daviplan ein. Die Fertigstellung ist für November 2022 vorgesehen.

Autor: Dipl.-Ing. Martin Albrecht, Gertz Gutsche Rümenapp Stadtentwicklung und Mobilität GbR

Die regionale Perspektive auf die Versorgungssituation

"In der Kreisverwaltung arbeiten wir an verschiedenen Stellen mit zahlreichen Daten und Kennwerten. Dies erfolgt aber häufig auf den konkreten Anwendungsfall bezogen und ohne Schnittstellen zu anderen Fachbereichen und Anwendungen. Wir erwarten von daviplan, dass wir diese und weitere Daten in einem Werkzeug strukturiert zusammenführen können. So ließe sich daviplan durch das Arbeiten in Szenarien gut für Analysen und Planungen in den einzelnen Fachbereichen nutzen. Zum anderen erhoffen wir uns von daviplan eine nüchterne und infrastrukturbereichsübergreifende regionale Perspektive auf die Versorgungssituation und Daseinsvorsorge in unserem Kreis."

Mathias Jahnke, Leiter Fachdienst Regionalentwicklung und Energiewende im Kreis Schleswig-Flensburg

Ansichtsbereich Bevölkerungsentwicklung
Quelle: GGR/S. Buchholz

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