Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

Erlauben

Entwurf eines Viewpoints für die Waldversuchsfläche Diemelsee

Der Naturpark Diemelsee stellt sich den Herausforderungen des Klimawandels

Alleine der Waldbestand macht etwa die Hälfte der rund 335 km² großen Naturparkfläche aus. Doch der Klimawandel hat in den vergangenen Jahren auch in der Naturparkregion sichtbare Spuren hinterlassen. Große Fichtenbestände, die den Folgen von langen Trockenperioden und dem Borkenkäferbefall nicht standhalten konnten, mussten entfernt werden. Beispielhaft seien hier die Erhebungen auf den kommunalen und staatlichen Waldflächen der Naturparkkommunen von Brilon und Marsberg genannt. Im Zeitraum zwischen Juni 2017 bis September 2021 stellten die Forstbehörden hier Trockenschäden an 40 % des Nadelwaldbestandes fest. Unter den hohen Qualitäts- und Wertverlusten der Hölzer leiden auch viele private Waldbesitzerinnen und -besitzer und ihnen fehlt oftmals das Geld für die Wiederaufforstung.

Waldschäden in der „Krake“ bei Brilon-Wald
Quelle: NP Diemelsee

Bild: Waldschäden in der „Krake“ bei Brilon-Wald

Für eine erfolgreiche Wiederaufforstung stellen sich zudem die Fragen, welche Baumarten für Neuanpflanzungen überhaupt geeignet sind und ob diese den Klimaveränderungen standhalten können. Weiterhin sind durch den Verlust von großen Waldflächen viele, einst idyllische Wanderwege, freigestellt und deren Erholungswerte beeinträchtigt worden. Diese negativen Entwicklungen nimmt auch die Tourismusbranche in großer Sorge wahr. Mit nachhaltig angelegten Waldversuchsflächen, themenbezogenen Lehr- und Erlebnispfaden, einer Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Klimathemen und optimierten ÖPNV wollen die Naturparkgremien nun gegensteuern. Den Projektteams gehören Experten aus Forstwirtschaft, Tourismus, Umweltbildung und ÖPNV an. Das BMWSB und das BBSR unterstützen die strategischen Regionalentwicklungskonzepte mit Mitteln aus der Fördermaßnahme „Aktive Regionalentwicklung“ im Rahmen des Programms Region gestalten.

Auf Waldversuchsflächen entstehen neue Zukunftswälder

In den Naturparkkommunen Brilon, Diemelsee und Korbach werden insgesamt vier Waldversuchsflächen von jeweils 1 ha angelegt. Zusammen mit Fachleuten aus Forst und Naturschutz wurden die ausgewählten Flächen in Augenschein genommen und Beratungen über Zielsetzungen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung geführt. Für die Aufforstung mit passenden lebensraumtypischen, heimischen Baumarten ist u. a. der Wasserhaushalt auf der Fläche entscheidend. Ebenso fließen die Daten für die zu erwartende Länge der Vegetationszeit, die Exposition und weitere Bodenparameter in die Planungen mit ein.

Bild: Forstexperten besichtigen Waldversuchsfläche am Diemelsee

Analysenergebnisse aus Bodenproben ergeben Aufschluss, wie es um die Nährstoffversorgung im Wurzelraum der Pflanzen bestellt ist. So fanden die Akteure auf der Waldversuchsfläche am Diemelsee einen sehr sonnigen Standort mit steinigen und trockenen Untergrund vor. Ehemals standen hier Fichten, die dem Klimawandel und Stürmen nicht widerstehen konnten. Im Laufe der Jahre hatte sich Sukzessionsbewuchs eingestellt und großflächig ein hoher und dichter Grasbewuchs ausgebreitet.
Nach Auswertung aller Flächenparameter stand die Auswahl und Zusammensetzung der Baumarten an. Eine wichtige Orientierungshilfe bildete hierbei das Waldbaukonzept des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, wo man die umfangreichen Voruntersuchungen zu bestimmten „Standorttypen“ zusammenfassen konnte.

Zu den jeweiligen Auswertungsergebnissen werden Empfehlungen für standortgerechte Baumarten, sogenannte „Waldentwicklungstypen“ (WET) gegeben. Für die Waldversuchsfläche am Diemelsee wurde der WET 12 in der Mischung von Traubeneiche (Hauptbaumart), Waldkiefer, Walnuss und einzelnen Wildkirschen für die Wiederaufforstung ausgewählt. Auch die Birke, Eberesche und Wildkirsche gehören zu den Baumarten des genannten WETs, waren aber schon im Sukzessionsbewuchs enthalten. Um die jungen Pflanzen vor Schädlingen (wie Mäusen) zu schützen, wird vor der anstehenden Bepflanzung der Grasbewuchs durch Mulchen der obersten Bodenschicht entfernt. Ansitzpfähle für Greifvögel sollen bei der natürlichen Bekämpfung des Schädlingsbestandes unterstützend wirken. Die Aufforstungsfläche wurde bereits mit einem Wildschutzzaun eingezäunt, während ein Teil des Sukzessionsbewuchses gegen Wildverbiss ungeschützt bleibt. Das spätere Monitoring der Waldversuchsflächen wird über eine punktuelle Erfassung auf den Flächen erfolgen. An den Untersuchungspunkten wird man beispielsweise den Sukzessionsbewuchs und dessen Konkurrenz sowie die Entwicklung der Zielbaumarten beobachten können.

Wandergäste erhalten Einblick in die Zukunftswälder über „Viewpoints“

Die neuen „Zukunftswälder“ werden im Herbst 2022 angepflanzt und an den neuen „Lehr-Erlebnispfaden“ für den öffentlichen Besucherverkehr zugänglich gemacht. Über einen erhöhten „Viewpoint“ erhalten die Gäste einen Überblick in die Zukunftswälder und können dessen Entwicklung bei wiederkehrenden Besuchen beobachten. Das Planungsbüro Pronatour aus Österreich hat aus den Planungsergebnissen bereits Vorlagen für die „Entdeckerorte“ der Waldversuchsflächen entworfen. Dort erhalten Gäste und Einheimische Informationen an interaktiven Umweltbildungsstationen und werden somit für die Herausforderungen des Klimawandels sensibilisiert.

Entwurf eines Viewpoints für die Waldversuchsfläche Diemelsee
Quelle: Pronatour (Zeichnungsentwurf)/NP Diemelsee

Bild: Entwurf eines Viewpoints für die Waldversuchsfläche Diemelsee

Weitere Informationen zum Waldbaukonzept des Landesbetriebes Wald und Holz NRW:
https://www.anw-nrw.de/eip/media/aktuelles/aktuell_35_1.pdf
(Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, 2018).

Autoren: Benedikt Wrede und Karl Briehl, Zweckverband Naturpark Diemelsee 

Ein Programm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) in Zusammenarbeit mit Bild-Dokument für das Frontend