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Erfolgreiches Region gestalten-Fachforum im Rahmen der Grünen Woche 2022

Datum:

Gemeinsam mit Akteuren der Ländlichen Entwicklung diskutierte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Zukunftsforums Ländliche Entwicklung am 26. und 27. Januar 2022 unter dem Motto „Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land!“, wie Herausforderungen in ländlichen Räumen bewältigt und als Chance wahrgenommen werden können. Das Programm Region gestalten beteiligte sich mit dem digitalen Fachforum „Ehrenamt als Säule regionaler Entwicklung“ und freute sich über knapp 190 Zuhörerinnen und Zuhörer.

Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Cem Özdemir eröffnete das 15. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung. Im Anschluss boten Organisationen aus Deutschland und dem Partnerland Schweden 30 Fachforen zur Diskussion und Vernetzung an. Die Themen reichten dabei von neuen Förderformaten für das Ehrenamt, über junge Beteiligungsprojekte auf dem Land, bis hin zur digitalen Unterstützung für Ehrenamtliche in ländlichen Räumen.

Auch das Programm Region gestalten beteiligte sich mit einem Beitrag. In dem Fachforum „Ehrenamt als Säule regionaler Entwicklung“ wurden Vorhaben aus der Programmfamilie vorgestellt, die die Rolle des Ehrenamts in unterschiedlichen Bereichen wie z. B. Kultur, Pflege und Regionalförderung betrachten. In lebhaften und anschaulichen Beiträgen wurden neue und verbesserte Ansätze der Finanzierung, Förderung und Verstetigung ehrenamtlicher Aktivitäten diskutiert.

Ehrenamt als Standortfaktor strukturschwacher ländlicher Räume

In Deutschland engagieren sich ca. 30 Mio. Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich. Dabei trägt ehrenamtliches Engagement wesentlich zum Gemeinwohl und damit auch zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Nicht zuletzt ist das Ehrenamt ein Standortfaktor gerade für die Attraktivität von strukturschwachen ländlichen Räumen. Dabei sind Aspekte, wie der demografische Wandel sowie Fragen der Finanzierung und der Verstetigung von ehrenamtlichen Initiativen Herausforderungen, denen sich das Ehrenamt aktuell stellen muss.

Zu Beginn des Fachforums gab Rupert Kawka (BBSR) einen allgemeinen Einblick in das Programm Region gestalten. Im Anschluss berichteten die Vertreterinnen und Vertreter der Vorhaben „Better Promote“, „Wissensverbund regionale Kultur“ und „Stärkung bedarfsorientierter Pflegestrukturen“ über ausgewählte Forschungserkenntnisse zum Thema „Ehrenamt“.

Die Rolle des Ehrenamts in den Projekten des Programms Region gestalten

Maciej Dabrowski (sopra steria) stellte die Zwischenergebnisse des Projektes „Better Promote“ vor und thematisierte die Zugänglichkeit von Förderprogrammen für regionale Umsetzer, die häufig im Bereich des Ehrenamts oder der sozialen Innovationen verortet sind. Ziel des Projektes ist es, Stellschrauben zu finden, um den Zugang zur Förderung für strukturschwache Regionen zu verbessern und Hemmnisse im Förderprozess abzubauen.

Gerade bei der Initialisierung von Projekten im Rahmen von Förderprogrammen spielt Ehrenamt mit seiner Diversität und den zahlreichen Ideen eine besondere Rolle. Jedoch fehlen häufig die Ressourcen, um Ideen weiter zu entwickeln, Anträge sorgfältig auszuarbeiten sowie Räume der Begegnung.

Offene Räume sind wichtig, damit Ideen bis zu einem förderfähigen Projektverbund reifen können. Sie sollten idealerweise über Regelförderprogramme gefördert werden, nicht nur experimentell oder modellhaft. Außerdem wird die Förderung von Netzwerken des bürgerschaftlichen Engagements empfohlen, da diese den Wissenstransfer in andere Regionen sicherstellen und auch Feedback an Macher und Zielgeber von Programmen bündeln können. Weitere Optimierungspotenziale werden im Bereich Infrastrukturen und Servicequalität gesehen. Bspw. sollte die Erreichbarkeit von Projektträgern sowie der Dialog ebendieser mit den Akteuren vor Ort weiter ausgebaut werden, damit das Ehrenamt in strukturschwachen Regionen weiter gestärkt werden kann.

Birgit Böhm (Forschungsverbund mensch und region, Sebastian Cunitz, Cluster Projekte GmbH) stellt auf Basis erster Erfahrungen aus dem im Sommer 2021 gestarteten „Wissensverbund regionale Kultur“ die Frage „ist Kultur im ländlichen Raum auch ohne Ehrenamt möglich?“.

Sie betonte, dass zu klären ist, welche Kultur bzw. welche Dimension der Kultur zu betrachten ist: die strukturelle Dimension kultureller Angebote, wie Museen, die gelebten Traditionen oder historisch gewachsene Mentalitäten oder gar die neue digitale Kultur? In Bezug auf die Zielgruppen ist Fokussierung schwierig, denn letztlich kommen die Akteure im Kulturbereich aus allen Zielgruppen, gleich ob sie allgemein ehrenamtlich Tätige, Kinder und Jugendliche, Erwachsene, die im Beruf stehen oder Seniorinnen und Senioren sind. Grundsätzlich ist Kultur nicht ohne Ehrenamt denkbar. Anknüpfend an den ersten Vortrag betonte Birgit Böhm, dass die von „innen heraus“ entwickelten Impulse der ehrenamtlichen Akteure in den ländlichen Regionen und die konkrete Umsetzung vor Ort sehr wichtig für die Entwicklung kultureller Teilhabe in strukturschwachen Regionen sind. Doch auch „von außen“ eingebrachte Angebote durch Unterstützungen und Förderungen können Kultur in strukturschwachen Räumen stärken. Es braucht also Beides: selbstbestimme Ideen und organisierte kulturelle Angebote. Einige Herausforderungen, die das ehrenamtliche kulturelle Engagement beeinträchtigen, sind eher schwer zu beeinflussen, z. B. mangelnde Zeit der Akteure, während an Aspekten wie Erreichbarkeit, fehlende Wertschätzung des Ehrenamts oder unklaren Rollen von Ehren- und Hauptamt im Bereich Kultur durch Projekte wie dem „Wissensverbund regionale Kultur“ gearbeitet werden kann. Engagement auch von Seiten der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ist daher neben dem Ehrenamt ein wesentlicher Pfeiler für den Erhalt von Kultur in ländlichen Räumen.

Die Relevanz von ehrenamtlichen Initiativen im Bereich der regionalen Pflegeversorgung war das Thema des Vortrags von Michael Plazek (KPMG). Dabei gab er einen Einblick in das Forschungsprojekt „Stärkung bedarfsorientierter Pflegestrukturen“. In einer bundesweiten Befragung und zehn Fallstudien in strukturschwachen und ländlich geprägten Landkreisen untersuchte das Projektteam, wie ehrenamtliche Initiativen in der Pflege, z. B. Bürger- und Nachbarschaftsvereine, ehrenamtliche Betreuungen, lokale Alzheimergesellschaften, Kirchengemeinden sowie Fahr- und Besuchsdienste von kommunaler Ebene unterstützt werden können. Eine Erkenntnis der durchgeführten Grundlagenstudie ist, dass Landkreise das Ehrenamt wirksam im „Förder- und Bürokratie-Dschungel“ unterstützen können, indem Kreisverwaltungen als sogenannte „Förderlotsen“ auftreten und z. B. einen regelmäßigen Austausch oder Schulungsangebote für Ehrenamtliche koordinieren. Zum anderen können kreisweite Ideenwettbewerbe die Sichtbarkeit und Anerkennung des Ehrenamts erhöhen. So können jährliche Ideenwettbewerbe z. B. im Landkreis Bernkastel-Wittlich zur Initiierung bzw. Anschubunterstützung zahlreicher Hilfsmodelle im Rahmen örtlicher Sorgegemeinschaften beitragen.

Herausforderungen und Möglichkeiten der Anerkennung für das Ehrenamt

Insgesamt verfolgten fast 190 Teilnehmende das Fachforum des Programms Region gestalten. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, gemeinsam mit den Referierenden über einzelne Fragen zu diskutieren. In der ersten Fragerunde waren 35 % der Teilnehmenden der Meinung, dass fehlendes Personal und fehlende Kenntnisse über Förderungen ehrenamtliche Organisationen davon abhält, Fördermittel der öffentlichen Hand zu beantragen. 24 % gaben an, dass Fördermöglichkeiten nicht bekannt seien und weitere 19 % hielten fehlende Eigenmittel für das Hindernis. Maciej Dabrowski ergänzte, dass es sich bei Ehrenamtlichen selten um Profis handelt, die mit der Antragsstellung vertraut sind.
Eine Umfrage, welche Faktoren zur Verstetigung bzw. zur Etablierung ehrenamtlicher Projekte beitragen, ergab folgendes Ergebnis:

Abbildung 1: Antworten zu Faktoren, die zur Verstetigung bzw. zur Etablierung ehrenamtlicher Projekte beitragen;

Dies überraschte Birgit Böhm wenig und sie ergänzte, dass wie in vielen anderen Bereichen auch hier der Personal- und Zeitmangel zentrale Aspekte sind.

Die abschließende Frage „wie kann Ehrenamt – das kommunale Strukturen oder Aufgaben unterstützt – angemessen anerkannt und honoriert werden?“ beantworteten die Teilnehmenden folgendermaßen:

Abbildung 2: Antworten zu Möglichkeiten der Anerkennung und Honorierung des Ehrenamtes

Michael Plazek betont dabei, dass es stark variiert, welche Form der Würdigung Regionen oder ehrenamtlichen Initiativen als angemessen empfinden.

Alle Vorträge des Fachforums „Ehrenamt als Säule regionaler Entwicklung“ haben gezeigt, dass das Ehrenamt die Entwicklung in ländlichen und strukturschwachen Regionen voranbringen kann und ehrenamtliche Initiativen ein wichtiger Standortfaktor für die Attraktivität der Regionen darstellen.

Ein Programm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) in Zusammenarbeit mit Bild-Dokument für das Frontend