Wissensverbund regionale Kultur
Ausgangslage
Kultur bietet Anlass für zwischenmenschliche Begegnungen und ist damit ein Medium für soziales Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie fördert gleichzeitig die Identifikation der Menschen mit ihrer Region und macht sie für potenzielle Arbeitgeber, touristische Gäste und Neubürger attraktiv.
Kultur in ländlichen Räumen ist dabei eher „Breitenkultur“, die sich durch eigene künstlerische Betätigung und zivilgesellschaftliches Engagement auszeichnet. Sie schließt Elemente der Brauchtumspflege wie Laienspielgruppen und Kulturvereine ebenso ein wie einzelne Kulturschaffende und zivilgesellschaftliche Akteure vor Ort, die anderen den Weg zur Kultur bereiten.
Der Fokus des „Wissensverbundes regionale Kultur“ liegt auf den zu eruierenden strukturellen Voraussetzungen, die für die Teilhabe der Menschen an kulturellen Aktivitäten in ländlichen und strukturschwachen Regionen notwendig sind. Insbesondere gilt es, Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen zu identifizieren. Sie sollen es den Akteuren ermöglichen, steuernd einzugreifen und Synergien zwischen Kultur und anderen Bereichen der Daseinsvorsorge zu fördern. Umgesetzt wird dies vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau,- Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Die Entwicklung von Transferstrategien und -formaten soll gewonnene Erkenntnisse in einem systematischen Wissenstransfer innerhalb und außerhalb der untersuchten Regionen zugänglich machen.
Ziel
Wichtige Forschungsfragen sind:
- Welche Vorgehensweisen, politischen Strukturen, Verwaltungsstrukturen und anderen Rahmenbedingungen (z. B. öffentliche Infrastruktur, Sozialstruktur, vorhandene Kultureinrichtungen, Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, demografische Entwicklung, leistungsfähige Internetanschlüsse, Zugang zu Fördermöglichkeiten) braucht es, um die kulturelle Teilhabe der Menschen in strukturschwachen, ländlichen Regionen zu verbessern?
- Kultur als Stifter/Bewahrer für regionale Identität? Wie lässt sich Kultur einsetzen, um regionale Identität (wieder) aufzubauen und zu fördern? Wer sind die Akteure in einem solchen Prozess? Worin drückt sich eine regionale und kulturelle Identität aus? Wo sind die Chancen, wo die Herausforderungen?
- Welche Relevanz hat regionale und kulturelle Identität für die (Neu-)Interpretation des Heimatbegriffs?
- Lässt sich über die Förderung der regionalen Kultur auch die Wirtschaftskraft einer ländlichen Region stärken (neue Arbeitgeber, Tourismus, Hinzuziehende oder Ansiedlung von Folgeeinrichtungen wie Cafés, Co-Working-Spaces o. Ä.)?
- Die pandemiebedingte neue Abstandspflicht bedeutet reduzierte Teilnehmerzahlen bei allen Kulturveranstaltungen. Es sind neue Anforderungen an die Orte der Begegnung und der Kommunikation entstanden. Neue Formate sind gefragt wie kleinere, bescheidenere, aber auch digitale Kunstereignisse. Wie lassen sich diese in eine Region holen und umsetzen?
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in eine Publikation münden, die als Leitfaden zur strukturellen Verbesserung der Möglichkeiten zur Teilhabe am kulturellen Leben in ländlichen Regionen dient.